Investieren lernen – Ratgeber für Anfänger [2023]

Investieren lernen wird in Zeiten niedriger Zinsen immer wichtiger für einen erfolgreichen Vermögensaufbau. Während reines Sparen kaum Rendite abwirft, bieten Investitionen am Kapitalmarkt die Möglichkeit, Geld gewinnbringend anzulegen. Doch ohne eine durchdachte Strategie und fundiertes Grundwissen können angehende Anleger Fehler machen, die ihre Rendite schmälern und den Aufbau von Vermögen erschweren. In diesem Artikel werden die grundlegenden Ansätze des „Investment Learning“ ausführlich dargestellt und reflektiert.

Welche Vorteile hat das Investieren?

In Deutschland scheuen noch viele Menschen die Börse. Geldanlagen am Kapitalmarkt erscheinen „zu riskant“, obwohl eine Aktienanlage als eine der erfolgversprechendsten Anlageformen gilt.

Mit einer durchschnittlichen Rendite von 8,6 % pro Jahr (vor Steuern / Anlage in den DAX über 20 Jahre) liegt die Rendite am Aktienmarkt deutlich über der des Sparbuchs. Dieses kam in den letzten 20 Jahren nie über 3% Rendite (vor Steuern) hinaus.

Deshalb kann es eine große Chance sein, das Investieren zu lernen und von den Renditen des Aktienmarktes zu profitieren. Durch eine möglichst hohe Rendite kann auch mit einem durchschnittlichen Einkommen effektiv Vermögen aufgebaut werden. Dieses Vermögen kann beispielsweise für die Altersvorsorge genutzt werden. Auch weitergehende Ziele wie finanzielle Freiheit sind denkbar.

Warum investieren lernen?

Unerfahrene Investoren können mit Aufgaben wie der Auswahl von Wertpapieren, dem Risikomanagement oder der Wahl eines Brokers leicht überfordert sein. Um dies zu vermeiden, kann es sich lohnen, das Investieren zu lernen. Dafür gibt es zum Beispiel Börsenseminare, Fachliteratur oder Ausbildungsprogramme. Diese Angebote können Grundkenntnisse der Geldanlage vermitteln und damit das Risiko von Fehlentscheidungen verringern.

Solche Fehlentscheidungen mögen zunächst nicht dramatisch erscheinen. Doch schon ein Prozent Renditeverlust kann sich erheblich auf das spätere Vermögen auswirken. Ob ein Anleger das Investieren von Grund auf lernt oder „aus dem Bauch heraus“ handelt, kann unter Umständen sogar darüber entscheiden, ob Ziele wie finanzielle Freiheit erreicht werden oder nicht.

Beispiel: Ein Anleger im Alter von 25 Jahren legt monatlich 200 Euro an der Börse an. Nach Steuern erzielt er eine Rendite von 4% pro Jahr. Mit 60 Jahren möchte er das Geld für einen vorzeitigen Ruhestand verwenden. Bei der angenommenen Nettorendite und einer Laufzeit von 35 Jahren erreicht der Anleger ein Vermögen von rund 180.000 Euro. Bei einer zusätzlichen Rendite von einem Prozent ergibt sich jedoch ein Vermögen von ca. 223.000 Euro. Über die gesamte Laufzeit hätte der Anleger also 43.000 Euro mehr Vermögen aufbauen können. Nach einer grundlegenden Investorenausbildung und der Anwendung dieses Wissens kann das Verlustrisiko jedoch besser eingeschätzt werden.

5 Schritte vor dem Investieren

Wenn ein Investor bereits vor der ersten Investition eine Anlagestrategie entwickelt hat, kann sich dies positiv auf die Rendite auswirken. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren und Entscheidungen, die vor der Investition eine Rolle spielen. Fünf der wichtigsten Faktoren werden im Folgenden vorgestellt.

1. Persönliche Einschätzung – Welcher Investmenttyp bin ich?

Vor einer Börsenausbildung ist die Bestimmung des eigenen Investmenttyps von Bedeutung. Dieser kann beispielsweise anhand des Anlagehorizonts und der Risikoneigung eines Investors ermittelt werden.

Der Anlagehorizont kann erste Hinweise geben, wie viel Risiko für einen Anleger vertretbar ist.

Wenn mit dem angelegten Geld in drei Jahren ein Haus gekauft werden soll, ist ein konservativeres Vorgehen oft angemessener, als wenn das Geld in den nächsten 20 Jahren nicht benötigt wird. In engem Zusammenhang mit dem Anlagehorizont steht häufig das Alter des Anlegers.

Beispiel: Als grober Richtwert für die Aktienquote eines Investors wird unter anderem die Formel „100 minus Alter“ verwendet. Ein 20-Jähriger kann demnach 80 % seines Vermögens (100 – 20) in Aktien investieren. Mit zunehmendem Alter sinkt nach dieser Faustformel die Aktienquote. Im Alter von 50 Jahren beträgt die Aktienquote beispielsweise 50 %.

Ein möglicher Ansatz in diesem Zusammenhang ist, dass jungere Menschen mehr Risiko bei der Geldanlage eingehen können. Aktien und Derivate gelten in der Regel als „riskante“ Anlageformen, da ihr Wert während der Laufzeit stark schwanken kann. Im Gegensatz dazu werden beispielsweise Anlagen in Staatsanleihen oder Festgeldprodukte häufig als „konservativ“ bezeichnet.

Charakter des Investors

Trotz verschiedener Richtwerte und Entscheidungshilfen ist letztlich der Charakter des Anlegers ausschlaggebend für die Bestimmung des Investmenttyps. Fühlt er sich beispielsweise mit einem Aktienanteil von 80 Prozent nicht wohl, sollte diese Vermögensstruktur unabhängig vom Alter nicht das Ziel sein. Um ein Gefühl für den eigenen Anlagetyp zu bekommen und das Investieren zu lernen, kann sich ein Anleger folgende Fragen stellen::

  • Wie lange kann ich auf das angelegte Geld verzichten?
  • Wie gut kann ich mit Wertschwankungen im Depot leben?
  • Was ist das Ziel meiner Geldanlage?
  • Wie ist meine familiäre Lage?
  • Wie intensiv möchte ich mich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen?

2. Selbst investieren lernen oder eine Börsenausbildung absolvieren?

Einem Investor stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um das Investieren zu lernen. Zwei Methoden sind dabei besonders verbreitet. Das Selbststudium und die Börsenausbildung.

Selbst investieren lernen

Investieren lernen im Selbststudium kann verschiedene Resultate erzielen. Maßgeblich hängt der Erfolg von der gewählten Lektüre ab. Bücher, Tutorials oder Videos zum Themenbereich „Investieren“ gibt es in verschiedenen Qualitäten und zu verschiedenen Preisen.

Abhängig von der Qualität des Lehrmaterials kann der Investor anschließend Erfolge verzeichnen. Dabei ist es für gewöhnlich günstiger, das Investieren selbst zu lernen, als eine Börsenausbildung abzuschließen, obwohl es häufig eine längere Zeit benötigt.

Börsenausbildung

Im Vergleich zur eigenständigen Investorenausbildung gibt es auch professionelle Börsenausbildungen. Diese greifen häufig auf Praxisbeispiele und fundiertes theoretisches Wissen zurück. Durch einen standardisierten Ablauf lässt sich eine gleichbleibende Qualität der Ausbildung erreichen.

Obwohl die Kosten für gewöhnlich höher als beim Selbststudium ausfallen, ist eine Börsenausbildung meistens in kürzerer Zeit abgeschlossen als das Selbststudium.

3. In was investieren? – Die passende Geldanlage

Je nach Investmenttyp und Erfahrung des Anlegers eignen sich unterschiedliche Anlageklassen für die Kapitalanlage. Dazu gehören unter anderem:

  • ETFs
  • Aktien
  • Anleihen
  • Immobilien
  • Rohstoffe
  • Derivate
  • Geldmarkt

Jede dieser Anlageklassen hat ihre eigenen Chancen und Risiken. So schwanken Geldmarktanlagen nicht (abgesehen von Währungsschwankungen) und gelten daher als risikoarm. Dennoch können politische und gesamtwirtschaftliche Risiken wie Inflation ein Risiko darstellen, das zur Entwertung dieser Anlageklasse führt.

Investieren lernen mit Aktien und Derivaten

Obwohl Anlageklassen wie Unternehmensanleihen oder Immobilien tendenziell geringere Risiken und Renditen aufweisen als Aktien und Derivate, sind sie nur für einen Anlegertyp geeignet. Diese Anlageklassen scheinen vor allem für konservative Anleger geeignet zu sein. Im Gegensatz dazu können Aktien und Derivate von jedem Anleger genutzt werden. Je nach Auswahl der Aktien und Derivate kann das Risiko einer Anlage gezielt angepasst werden.

Beispiel: Ein konservativer Anleger erwirbt Aktien eines weltweit diversifizierten Nahrungsmittelkonzerns. Er erwartet geringere Schwankungen als beispielsweise bei einem Technologiewert. Nachdem er den fairen Wert der Aktie bestimmt hat, entscheidet sich der Investor, Aktienoptionen auf die erworbenen Anteilen zu handeln. Für die Ziele des konservativen Anlegers können z.B. auch die Strategien Covered Call oder Cash-Secured Put geeignet sein.

Der risikofreudige Investor kann seine Strategie auch mit Aktien und Derivaten umsetzen. Er kann zum Beispiel Aktien eines kleinen, aufstrebenden Unternehmens handeln. Das Kurspotenzial und das Risiko können bei diesem Basiswert höher sein als im vorherigen Beispiel. Der Anleger ergänzt seine Position beispielsweise mit Short Puts, um die Rendite seines Investments weiter zu erhöhen. Bei fallenden Kursen des Basiswertes entstehen jedoch zusätzliche Risiken.

4. Welche Investmentstrategien gibt es?

Investoren können beim Handel am Kapitalmarkt verschiedene Anlagestrategien verfolgen. Diese können sowohl auf das jeweilige Risikoprofil des Investors als auch auf die gewünschten Anlageklassen abgestimmt werden. Viele der folgenden Handelsstrategien beziehen sich jedoch überwiegend auf Aktien. Darüber hinaus sind jedoch bei der praktischen Umsetzung einer vollständigen Anlagestrategie verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, die in dieser Kürze nicht dargestellt werden können.

Die Liste der möglichen Investmentstrategien ließe sich beliebig fortsetzen. Dennoch handelt es sich bei den genannten Ansätzen um einige der bekanntesten Strategien am Kapitalmarkt. Besonders bewährt hat sich beispielsweise die Strategie des Value Investing. Die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway konnte mit Ansätzen des Value Investing über mehrere Jahrzehnte die durchschnittliche Marktrendite übertreffen und gehört heute zu den 20 größten Unternehmen der Welt.

5. Investieren lernen mit dem richtigen Broker

Ein Broker ist ein Finanzdienstleister, der für die Abwicklung von Wertpapierorders und die Depotführung zuständig ist. Der Broker ermöglicht dem Anleger den Zugang zu den verschiedenen Handelsplätzen wie Wertpapierbörsen oder Terminbörsen. Bei der Auswahl eines Brokers ist darauf zu achten, dass dieser alle vom Anleger gewünschten Dienstleistungen erbringt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Zugang zu den gewünschten Handelsplätzen
  • Geringe Kosten im Vergleich mit anderen Brokern
  • Benutzeroberfläche & Service
  • Handelbarkeit der gewünschten Wertpapiere

Diese Auswahlkriterien zeigen, dass die Qualität einer Handelsstrategie nicht von der Wahl des Brokers abhängt. Dennoch ist der (richtige) Broker notwendig, um eine Handelsstrategie überhaupt umsetzen zu können. Daher ist die Wahl des Brokers eine grundsätzliche Entscheidung, die auch berücksichtigt werden sollte.